Pilgerbericht 2. Etappe Mitteldeutschland 2017
Königsbrück – Radeburg
Auf dem Bahnhof Dresden Neustadt trafen sich die Leipziger Samstagspilger mit den Pilgern aus Schwarzenberg, Chemnitz, Dippoldiswalde, Dresden, Bautzen und Lohmen.
Gemeinsam fuhren wir mit dem Zug nach Königsbrück, wo wir pünktlich 10 Uhr ankamen und mit Glockengeläut der nahegelegenen katholischen Kirche „Kreuz Erhöhung“ empfangen wurden.
Eine Abkürzung durch einen Tunnel unter den Gleisen der Bahn benutzend führte uns Dagmar schnell dorthin. Altpfarrer Ludwig und Herrn Klammt erwarteten und begrüßten uns persönlich. Mit einer kurzen Andacht, in der Pfarrer Ludwig unter anderem auf die Legende des in einem der Bleiglasfenster dargestellten Heiligen Christophorus einging eröffnete er die heutige Pilgeretappe und segnete unseren Weg.
Herr Klammt hat uns zur Geschichte der Kirche noch folgendes berichtet: 1894 wurde in Königsbrück die Prinz Georg Kaserne gebaut und damit 1895 zur Garnisonsstadt ernannt. Da es unter den Garnisonsangehörigen auch Katholiken gab (ca. 20-30) wurde 1913/14 neben der Kaserne eine kleine bescheidene Kirche gebaut, ohne Glocken, ohne Orgel, ohne Bleiglasfenster und elektrischem Licht.
Nach dem 2. Weltkrieg kam die sowjet. Armee. Für diese war die Kirche tabu. Doch bedingt durch die Flüchtlinge aus den katholisch geprägten Ostgebieten, wurde ein enormer Zuwachs verzeichnet.
Durch Spenden konnten als erstes Glocken(1959), 1961 eine Orgel und 1962 die Bleiglasfenster eingebaut werden.
Um 11.20 Uhr starteten wir 28 Pilger unsere Etappe. Vorbei an den hinter dem Bahnhof gelegenen, heruntergekommenen Kasernengebäuden, die durch den Wildwuchs kaum noch zu sehen waren, sowie dem Via regia Haus zum 1,5km entfernten Armenhaus der Gemeinde Stenz.
Erbaut 1826 für 85 Taler für die Ärmsten des Dorfes, war es bis 1890 bewohnt. Danach diente es als Spritzenhaus und in der DDR als „Zementlager“.
Nach der Wende wurde es vom Heimatverein mit Hilfe von Spenden und Geldern der Kamelienblütenschau zur ersten Pilgerherberge an der Via regia ausgebaut. Herr Sonntag vom Verein hatte uns das kleine Anwesen geöffnet, was im Erdgeschoß einen Aufenthaltsraum und über eine Stiege im Dachgeschoß immerhin 3 Schlafplätze für Pilger bietet.
Wir bedankten uns bei ihm mit dem Pilgerlied, während er uns einen „Jakobi-Taler“ (Mürbeteigkeks in Muschelform) mit auf den Weg gab.
Weiter ging es, noch ein kleines Stück entlang des ökumenischen Pilgerwegs (mit der besonderen Muschel), dann über einen Feldweg, wo uns der Gesang einer Lerche begleitete. Wir verlassen die Via regia und gehen auf der Alten Strasse hinein in die Lausnitzer Heide Richtung Würschnitz , auf geradlinigen Waldwegen im ehemaligen Armeegelände.
An einer Hütte im Wald machten wir unsere Mittagsrast. Inzwischen hatte sich die Sonne gezeigt.
Dagmar gibt die altbekannte Story von der Waldcapelle (WC) zum Besten.
Danach ging es weiter Richtung Würschnitz, ein Stück des Weges gehen wir schweigend. Reichlich 10 km haben wir geschafft.
An der kleinen Dorfkirche erwartet uns schon in Vertretung für den anderorts beschäftigten Pfarrer, Frau Göhring, eine engagierte Dame aus der Gemeinde. Über die Kirche ist wenig bekannt. Sie besitzt eine Herrschaftsloge, einen schönen Altar und Taufstein und die größte Raspeorgel, die zur Zeit restauriert wird.
An der linken Seite sind Jakobsmuscheln aufgehängt – beschriftet - zur Erinnerung an die getauften Kinder in der Gemeinde. Die Muschel sinnbildlich – ein Gefäß zum Wasserschöpfen. Die Gemeinde wurde früher von Radeburg verwaltet. Später wurden Dobra und Würschnitz eine Kirchgemeinde und seit 2006 mit Sacka und Tauscha vereinigt. (wie wird es erst nach der Strukturreform sein?).
Mit dem Lied „Nun will der Lenz uns grüßen bedankten wir uns bei Fr. Göhring. Von Würschnitz geht es reichlich 4 km wieder durch die wunderschöne Frühlingslandschaft der Radeburger Heide. Wir queren die alte Glasstrasse und kommen zum Röderstausee, gleich neben der Autobahn A13 (nach Berlin).
Da wir gut in der Zeit liegen können wir Kaffee und Kuchen in der Campingklause einnehmen. Dagmar nutzt den Spielplatz und genießt die Schaukel!!!! Und ist erstaunlich ruhig. Später werden wir erfahren warum.
Noch etwa 2 km trennen uns von Radeburg, die wir gegen 16.30 Uhr angehen. Wir überqueren die Autobahn, ebenso das Flüsschen Röder und erfahren von Dagmar, dass wir uns nun im Geburtsort von Heinrich Zille befinden.
Langsam nähern wir uns dem Rathaus in der Zillestrasse, dahinter dann am Kirchplatz die ev.Kirche.
Nun kommt die Überraschung: Es ist 17 Uhr und vom Turm begrüßt uns der Posaunenchor mit wunderbaren Lobliedern.
So einen Empfang hat es bisher noch nie gegeben. Mit „Lautate omnes gentes“ ziehen wir in die für den Konfirmationsgottesdienst schon festlich geschmückte Kirche ein.
Pfarrer Spindler beschloss unsere 2. Pilgeretappe mit einer Andacht, in der er sich auf den Monatsspruch für Mai bezog. Dieser lautet: „Eure Rede sei allezeit freundlich und mit Salz gewürzt“. Es ging ihm darum im Leben immer das richtige Maß, die Balance zu finden.
Zum Schluss spielten die Posaunisten noch ein Extra-Stück.
Ab Radeburg fuhren wir mit dem Bus weiter nach Coswig. Die Strecke führte über Moritzburg und wir erlebten das Schloss von der Sonne beschienen, ein wunderschöner Anblick. Der Busfahrer war so nett und gab einige Erläuterungen. Es war wie bei einer Stadtrundfahrt.
Durch den Spitzgrund, einem sehr romantischen Waldstück erreichten wir dann Coswig. Die Pilger trennten sich. Ein Teil hatte gleich Anschluss Richtung Dresden, während die Anderen auf den Zug nach Leipzig noch warten mussten.
Für uns alle ging ein sehr schöner Pilgertag zu Ende.
Danke sagen Ernst und Gerlinde Martin aus Chemnitz