Pilgerbericht 6. Etappe Ökumenisches Samstagspilgern
1.September 2018
Von einer japanischen Auslegung des 23. Psalm bis zu einer unerwarteten Begegnung mit Jesus.
Am ersten gefühlten Herbsttag ging es wieder auf Pilgerfahrt. Erstmal im wortwörtlichen Sinne.
Pilger aus nah und fern nahmen die Anreise zum Startort nach Berga an der Weißen Elster auf sich. Schön, dass dieses Mal auch Pilger aus den Orten am Weg dabei waren.
Vom Bahnhof zogen wir hinauf zur Stadtkirche St. Erhard, die uns mit geöffneter Kirchentür und freundlichen Menschen erwartete.
Pfarrerin Stutter aus dem benachbarten Tschirma, hielt mit uns Morgenandacht in dieser hellen Kirche mit dem Kanzelaltar und zwei Engel vom ortsansässigen Künstler Thomas Nowacki. Ganz neu hörten wir den 23.Psalm in einer Auslegung aus dem Japanischen. Die Aspekte des Unterwegssein, wie Loslassen, Schweigen und Wahrnehmen begleiteten uns in den Tag.
Für den Weg durch den Ort hatte sich Sabine Richter vom Heimatverein für uns Zeit genommen. Uralt der Kern an der Kirche, alle anderen Bereiche wurden nach einem Stadtbrand im 19 Jh. bebaut bzw. in den fünfziger Jahren des 20. Jh. erweitert.
Einige von uns hatten schon von der Tradition des geschmückten Osterbrunnens gehört und so erzählte uns Frau Richter auch anhand einer Schautafel Interessantes dazu. Vorbei an Heimatmuseum mit einem weiteren Engel und der Schule ging es zu den Anfängen der Industrialisierung, die sogenannte „Engländer“ Fabrik, die
ehemalige Textilfabrik von Ernst Engländer, ist ein Industriedenkmal und es gibt immer wieder neue Vorschläge zur Nutzung der alten Gebäude.
Nun ging es endlich in die Natur.
Da der erste Abschnitt mehr einem Klettersteig, als einem Hauptwanderweg ähnelte, waren wir froh, dass eine Mitpilgerin, die nicht so Klettergewandten zum nächsten Ort nach Eula fuhr und so allen die Teilnahme an der Etappe ermöglichte.
Wir anderen kletterten durch den Wald von etwa 242 m auf Elsterhöhe bis auf 325 m am Ortsplatz von Eula.
Nach einer Stärkung mit Pflaumen und Äpfeln vom Wegesrand, liefen wir den nächsten Abschnitt schweigend, in Gedanken auch bei denen, die heute nicht mitgehen konnten.
Einen freundlichen Empfang bereitete uns Johannes Vogel an der Ev.- Meth. Zionskirche in Waltersdorf am Mühlberg. Eindrücklich führte er uns in die Geschichte dieser ältesten methodistischen Gemeinde des Thüringer Vogtlandes. Hier gab es früher eine typische Dorfkirche, die leider 1968 ausbrannte. In jahrelanger Arbeit haben Gemeindeglieder, die heutige Zionskirche selbst errichtet.
Mit einer Meditation über das Altarmosaik, zwei Liedern auf der Orgel und dem Mittagsgeläut, endete unser Besuch und geistig gestärkt gingen wir in den 2.Teil unseres Pilgertages.
Auf dem „Ebene“ genannten nächsten Wegabschnitt wehte uns ein erster Herbstwind um die Nasen, ehe wir uns nach Neumühle am Ufer der Weißen Elster hinab begaben.
Schon von weitem sahen wir, dass wir am Rastplatz an der Elsterbrücke erwartet wurden. Dort wo bei unserem letzten Besuch 2006 große Baustelle war, 2013 die Flut fast alles weggespült hat, konnten wir nun Rast machen und den interessanten Ausführungen des Ortschronisten Dieter Fleischmann lauschen.
Was wurde da nicht alles vor unseren Augen lebendig. Die verschiedenen Ortsteile, die es auf beiden Seiten der Furt durch die Elster gab. Ab Mitte des 19. Jh. gab es dann eine Brücke und auch die Eisenbahn eroberte den Ort. Damit verbunden war sowohl ein Aufschwung im Betrieb der verschiedenen Mühlen, als auch der Beginn des Fremdenverkehrs aus Greiz, Gera und sogar Leipzig. Wie Herr Fleischmann uns erzählte wurde jede Kammer als Ferienquartier genutzt.
An einem Mühlstein, aus einer der bis in die letzten Jahre als Fabrik genutzten Mühle des Ortes, bedankten wir uns mit unserem Pilgerlied für die Ausführungen bei Herrn Fleischmann.
Der Weg führte uns an den heute zum Teil als Café und Wohnhaus genutzten Gebäuden der Knottenmühle (Knotten = Samenkapsel der Leinpflanze, die Ölherstellung genutzt wurde) vorbei wieder in den herrlichen Wald und noch einmal bergauf bis zum Hammerberg. Da heute auch einige neue Pilger mit dabei waren, gab es viele interessante Gespräche. Sowohl über die Beweggründe des Unterwegssein, aber auch über Heimatverbundenheit über eigene Biografien hinaus.
Unsere vorletzte Station war die Bretmühle. Nach einem Halt bei den Pferden überquerten wir die Furt auf der für Radfahrer, Wanderer erbauten Holzbrücke. Dort erfuhren wir auch Wissenswertes zur Weißen Elster - dem Fluss der in diesem Jahr unsere Pilgerwanderungen begleitet.
Interessant war auch die Bauweise der Gebäude des Gestütes z.B. ein Frei-Luft-Abort. Es ist anzunehmen dass darunter früher der Misthaufen war, Einheimische erzählten uns, dass das Gestüt immer wieder Anziehungspunkt besonders für junge Pferdefreundinnen ist.
Auf einem angenehm zu laufenden Waldweg ging es nun in Richtung unseres Zieles Greiz. Bei einer letzten Rast informierten Volker Schikowsky und Dagmar Schlegel über den 3. Klimapilgerweg, der im Oktober auch durch Mitteldeutschland führt und die weiteren Vorhaben der Pilger unserer Region bis ins neue Jahr.
Alles nachzulesen auf unserer Website www.pilgern-in-mitteldeutschland.de.
Bald sahen wir die ersten Türme der Schlösser um und in Greiz vor uns und als wir die „Luftbrücke“ am, im englischen Stil angelegten Schloßpark erreichten, war das Ziel schon nahe.
Durch die kleinen Straßen und Gassen der Stadt ging es hinauf zur Stadtkirche St. Marien, einem schon von außen imposanten Bau. Der freundlich geöffneten Kirchentür konnten wir natürlich nicht widerstehen und ein über so viele nachmittägliche Gäste überraschter junger Mann mit Familie, stellte sich als Gemeindereferent für die Kinder-und Jugendarbeit vor.
Ganz unkompliziert feierten wir mit Ihm die Abschlussandacht unserer 6. Etappe des Weges in diesem Jahr, anschließend berichtete er uns in Anlehnung an die besonderen Begegnungen, nicht nur eines Pilgertages, sondern auch an jedem anderen Tag, von der besonderen Verbundenheit zu Jesus Christus.
Ein kleiner Exkurs in die Geschichte der Kirche, mit Ihren 3 Emporen, die den Fürsten Reuß ältere Linie als Hofkirche gedient hat rundete unseren Besuch ab. Hier sollten wir nochmal zu einem Konzert oder Gottesdienst herkommen.
Auf dem Weg zum Bahnhof überquerten wir noch einmal die heute ruhig dahinfließende Elster und ein Blick zurück, auf das Panorama der Stadt mit oberen und unterem Schloß begleitete uns zum Abschied.
Am 6. Oktober werden wir zum Abschluß des „Ökumenischen Samstagspilgern entlang der Weißen Elster“ von Greiz nach Steinsdorf gehen.
Bis dahin eine behütete und gesegnete Zeit wünscht
Dagmar Schlegel. Rackwitz 2. September 2018