Pilgerbericht letzte Etappe in Samstagspilgern in Thüringen 2018
Heißer Herbstzauber
Die letzte Etappe in diesem Jahr beginnt in Erfurt im Katholischen Krankenhaus St. Nepomuk. Im Eingangsbereich befindet sich die jederzeit offene Kapelle. Herr Haberland, der Seelsorger, empfängt uns und erläutert das Konzept des Andachtsraumes. Wie eine Arche soll er Geborgenheit vermitteln. Durch die südliche Glasfront dringt das Sonnenlicht herein und verweist auf die unsichtbare Macht, die uns alle trägt. Herr Haberland teilt sich die Gottes- und andere -dienste mit drei KollegInnen. Die Messen können mittels Kamera in allen Krankenzimmern verfolgt werden; und wer live dabei sein möchte, lässt sein Krankenbett auf die Orgelempore schieben. Herr Haberland spricht über "benedicta" – das gute Wort, welches im Mittelpunkt seiner Arbeit steht. Gute Segensworte bekommen auch wir zum Abschluß der Andacht mit auf den Weg.
Vor dem Eingang schnell noch ein Gruppenfoto, dann raus in die Natur. Wir müssen nicht weit laufen bis sich ein Blick über die östlichen Stadtviertel bietet, und dann geht es hinein in den Herbstwald – licht und luftig, still und bunt. Auf einer Streuobstwiese liegt ein Teil der Früchte bereits im Gras. Aber an den Ästen hängen noch immer reichlich Äpfel, also greifen wir zu.
Kurz darauf erreichen wir das Forsthaus Willrode, ein idyllisches Fleckchen Erde, auf dem Schafe friedlich grasen und Besucher behaglich in der Sonne sitzen.
Wir treten zuerst in die schlichte Kapelle ein, sprechen ein Gebet und singen ein Lied. Auch die kleine, feine Ausstellung im Obergeschoß schauen wir uns an. Dann ist Pause und Stärkung angesagt. Die Frau aus dem Wildladen serviert wilde Wiener. Sie schmecken lecker. Auch die Pralinen des Goldhochzeitspaares und das Tröpfchen von Rosie. Prost! Vom blauen Himmel lacht die Sonne heiß herab. Uns geht es gut. Wir denken zurück an den März, als wir uns durch Frost und Schnee kämpften. Allerdings machen uns die Wetterextreme 2018 auch Sorgen. Wohin soll das noch führen? Welchen Plan hat der Schöpfer für die Zukunft?
Noch verschwenden die Rosenstöcke ihre Pracht. Das Laub flüstert geheimnisvoll unter unseren Füßen. Wir sagen Danke und Auf Wiedersehen! und wandern zurück. Nach Windischholzhausen, wo in den Gärten die Dahlien leuchten und in den Hecken die Hagebutten. Auf dem Weg zur Kirche St. Michaelis begegnen wir einem Baum voller Quitten und einer Voliere mit zwei farbenfrohen Papageien. An der Kirche wirft der Wind Eicheln auf uns. Stare schwärmen über Dächer und Bäume auf der Suche nach Stärkung vor ihrer großen Reise in den Süden. Im Innern der Kirche ist es schon kühl geworden. Doch angesichts des wohl restaurierten Raumes wird uns warm ums Herz. Pfarrer Edom erzählt über "seine" Schätze: die Apsis mit dem bunten Vierpassfenster, zwei Taufsteine, die Reste zweier Flügelaltäre, die Orgel und das verzierte Tonnengewölbe. Der größte Schatz aber sind die Menschen, welche das Gotteshaus mit Leben erfüllen. Und seine Gemeinde wächst, denn Wohnen im Umland von Erfurt ist gefragt. Pfarrer Edom hinterlässt uns einen Stempel und den Kirchenschlüssel, denn er hat Termine. Noch einmal Psalmen, Lieder und Gebete. Danke dem Herrn, meine Seele - für einen herrlichen Tag und ein reich gesegnetes Pilgerjahr.
Steffen Rödiger