Pilgerbericht Ökumenisches Pilgern im Dreiländereck am Ostermontag
Nahe der Stadt fand vor mehr als 700 Jahren eine bemerkenswerte Schlacht statt. 1307 siegte Friedrich der Gebissene von Wettin gegen Albrecht I. von Habsburg und sicherte damit die Herrschaft des Hauses Wettin in Mitteldeutschland.
Unsere 12., in Kooperation mit dem Ökumenischen Pilgerzentrum Wien organisierte Pilgerwanderung, führte diesmal über Prößdorf, Falkenhain und Mumsdorf nach Zipsendorf. Die Ländergrenzen zu Sachsen und Sachsen/Anhalt wurden überschritten und wir erfuhren unterwegs viel Wissenswertes und genossen den erwachenden Frühling in der Natur.
Unser Pilgertag begann mit der traditionellen Morgenandacht in der Luckaer evangelischen Kirche. Frau Pfarrerin Schulter feierte mit uns und der Gemeinde den Ostermontaggottesdienst, der vom Kirchenchor wunderbar musikalisch umrahmt wurde und mit dem persönlichen Pilgersegen und dem irischen Segenslied „Möge die Straße uns zusammenführen…“ endete.
Wie gewohnt gab es anschließend das vom Konditormeister Gerth aus Kostitz gespendete Osterbrot zum Kaffee.
Vor der Kirche versammelten sich die Pilger anschließend zum spirituellen Morgenritual, in dem jeder einen Sinnspruch aus der Pilgerapotheke erhielt. Besonders berührend war diesmal, dass ein Pilgerfreund aus Berlin spontan das Gedicht „Stufen“ von Hermann Hesse vortrug. Dieses Gedicht ist ein Ausdruck gelebter Pilgerphilosophie.
Schweigend marschierten wir nun nach Hemmendorf am Prößdorfer See. Leider ereignete sich vor der Prößdorfer Kirche ein Unfall, bei dem sich eine Pilgerfreundin die Hand brach. Sie konnte sofort professionell versorgt werden und wurde danach im Krankenhaus Borna weiterbehandelt. Die anderen Pilgerfreunde konnten inzwischen in der Kirche dem, von Pfarrer Nitzsche gestalteten musikalischen „Innehalten“, lauschen.
Mit einer Stunde Verspätung erreichten wir die Falkenhainer Kirche, in der wir schon erwartet wurden. Der langjährige Ortschronist, Herr Steinert, erzählte leidenschaftlich aus der Geschichte der Kirche und des Ortes, der früher zum Bistum Zeitz gehörte. Herr Peters feierte mit uns anschließend eine Mittagsandacht, die er mit Trompete und Gitarre umrahmte.
Im ehemaligen Pfarrhaus hatten die fleissigen Helfer Wiener Würstchen und Getränke für ca. 80 Pilger vorbereitet. Geistig und kulinarisch gestärkt setzten wir unseren Weg nach Mumsdorf fort.
Die Landschaft, früher geprägt von ehemaligen Braunkohlentagebauen, wurde rekultiviert und konnte der Natur zurückgegeben werden. Herr Dr. Saupe aus Mumsdorf, der für diesen Wegabschnitt zuständig war, vermittelte uns viel Interessantes aus seinem reichen Erfahrungsschatz. Wir hörten von versunkenen Dörfern wie z.B. Rusendorf und Wuitz. Von Menschen, die ihre alte Heimat verlassen mussten und anderswo eine neue Heimat fanden. Von eingestellten Bahnlinien sowie von den schweren Arbeitsbedingungen in den Tagebauen und von den Veränderungen, die seitdem stattgefunden haben.
Wir besuchten das Mahnmal für die Opfer des Nationalsozialismus auf dem Ehrenfriedhof in Mumsdorf, hörten von den schrecklichen Bedingungen, unter denen die Zwangsarbeiter im HASAG-Werk Meuselwitz und in der Grube Phönix des Außenkommandos des KZ Buchenwald arbeiten mussten. Viele von ihnen starben hier oder wurden in den KZ`s umgebracht.
In der Mumsdorfer Kirche erklang zur Begrüßung Orgelmusik. Natürlich erzählte Herr Dr. Saupe, ein Einheimischer, auch hier Interessantes aus der Ortsgeschichte. Erstaunlich ist immer wieder das großartige Engagement, dass wir in den Dörfern erleben dürfen. Überall gibt es Einzelpersonen oder Familien, die sich mit großer Leidenschaft für den Erhalt ihrer Kirche und für das Leben im Dorf einsetzen. Wir sind sehr dankbar und voller Anerkennung für solche Zeugnisse, die wir auf unseren Pilgerwanderungen erleben dürfen.
Ein Stück unseres Pilgerweges führte nun über sachsen-anhaltinisches Gebiet, bevor wir Zipsendorf erreichten. In der katholischen Kirche feierte Pfarrer Storzer aus Roßbach bei Naumburg mit uns die Abschlussandacht, die diesmal von Gitarrenmusik der Familie Friesel begleitet wurde. Mit dem im großen Kreis gesprochenen Vaterunser endete traditionell das Tagesprogramm.
Bevor sich alle auf den Heimweg machten, klang unser Pilgertag im Gemeindesaal mit einem gemütlichen Kaffeetisch aus, den Kirchgemeindemitglieder liebevoll vorbereitet hatte.
Allen, die bei der Vorbereitung unseres Ostermontag-Pilgertages geholfen haben und an den verschiedensten Programmpunkten mitgewirkt haben, möchte ich im Namen der Pilgergemeinschaft ein herzliches Dankeschön übermitteln. Durch ihren Einsatz wurde dieser Tag zu einem besonderen Erlebnis. Nun freuen wir uns schon auf die nächste Veranstaltung, die in gewohnter Weise am Reformationstag stattfinden wird. Die entsprechende Einladung dazu wird zeitnah veröffentlicht.
Arnhild Kump
Wien/Tegkwitz, 06.05.2019