Auf dem Weg zum Bahnhof in Leipzig werden wir Pilger von einem heftigen Regenguss erfrischt. Aber: Wir sind gut ausgerüstet mit Regenschutzkleidung und Schirmen.
Zunächst tragen uns die Züge nach Heldrungen, wo wir zusammen mit den Thüringern 19 Pilger sind.
Nach der Begrüßung geht es auf dem Weg an der Unstrut 3 km entlang.
Die 2003-2004 gebaute „Unstrutflutbrücke“ bewundernd erfahren wir von den Überflutungen im Gebiet Oldisleben. Ganz in der Nähe sehen wir Sachsenburg. Dagmar hält hier mit uns die Pilgerandacht. Schön, dass wir uns vom Bahnhof bis hierher, nach der langen Zugfahrt, einlaufen konnten.
Der Weg führt uns nun nach Gorsleben, wo wir in der Bonifatiuskirche von Herrn Feist empfangen werden, der uns Einiges über diese Kirche erzählt, die einst zu einem Zisterzienser-Nonnenkloster gehörte. Der Ort Gorsleben wurde im Dreißigjährigen Krieg 1627 durch kaiserliche Truppen nahezu vollständig niedergebrannt. Sehenswert heute sind in und um die Ev. Bonifatiuskirche z.B. der noch benutzte Friedhof und die alten Grabdenkmäler; der spätgotische Chor, zwei Kanzeln, ein Schnitzaltar, ein Taufstein von 1568 und ein Turm aus dem 16. Jahrhundert. Das Eingangsportal des Kirchhofes ziert eine interessante Skulptur vom Sensentod, versehen mit einer kleinen Sonnenuhr: „Der Tod von Gorsleben“. Im Ort selbst sind noch viele Fachwerkgebäude erhalten.
Bei Gorsleben mündet die Lossa, ein Bach, in die Unstrut. Auf dem Unstrutradweg, einem Grabenweg, bewegen wir uns nach Etzleben, wo wir an der Brücke eine Mittagspause einlegen – mit einem Mittags- und Friedensgebet sowie Segenswünschen.
Mit dem Lied auf den Lippen ‚Geh‘ aus mein Herz und suche Freud…‘ und gestärkt, pilgern wir durch Etzleben, den Lossaweg entlang. Unterwegs überrascht uns wieder ein Regenguss, gegen den wir uns schnell rüsten. Zum Glück kein Dauerregen.
Bald sind wir in Büchel, schauen uns im Friedhof um und betreten die Kirche St. Ulrich, wo uns die Herren Trautmann und Scholz freundlich empfangen und uns über Kirche und Gemeinde informieren.
Etzleben befindet sich in der erweiterten Lage der Unstrut-Niederung in einer fruchtbaren Gegend. Die Bundestraße 85 erschließt das Gebiet verkehrsmäßig. Nördlich ist die Hainleite und etwas entfernt das Kyffhäusergebirge zu sehen.
Östlicher liegt die Schmücke. Zwischen Schmücke und Hainleite befindet sich die Thüringer Pforte, ein Unstrutübergang.
Südlich vom Dorf sind Sömmerda und nordwestlich Sondershausen als größere Stadt erreichbar.
Ein Stück des Weges, auch mal an der Autobahn entlang, gut beschützt von Dagmar und Schiko, erreichen wir den Feldweg nach Leubingen, der uns ganz allmählich 5 km über den Kirchberg (183 m Höhe) führt. Rechts und links riesige Felder. Wir sind auf „freier Wildbahn“. Zum Glück scheint die Sonne nicht pur, sondern wird durch große Wolkenfelder bedeckt. Die dunklen Wolkenberge bewegen sich von uns weg und entleeren sich dort.
In Leubingen angekommen, rasten wir eine Weile, dann transportieren uns thüringer Mitbürger mit ihren Autos nach Sömmerda. Ich darf im Auto von Schiko Platz nehmen. Er macht uns auf den Weg, den einige Pilger zusammen mit Dagmar langgehen, aufmerksam. Derselbe führt neben unserer Autostrecke entlang. In aller Ruhe können wir die katholische Kirche St. Franziskus anschauen. Dann erfahren wir von Frau Soika interessante Einzelheiten. Von ihr bekommen wir auch den Pilgerstempel.
Vorher hält Dagmar die Andacht und dankt mit uns für den behüteten Weg.
Sömmerda, eine mittelalterliche Stadt (9. Jh.), liegt im Thüringer (Erfurter) Becken. Aus der alten Ackerbürgergemeinde entwickelte sich seit dem 19. Jahrhundert eine Industriestadt (Gewehrproduktion, Büromaschinen, Elektronik- und Elektrotechnik).
Mit der katholischen Franziskus- und der evangelischen Petrikirche besitzt die Kommune zwei attraktive Gotteshäuser.
Abschied und 2 km bis zum Bahnhof Sömmerda, wo wir glücklich und zufrieden mit RB 59 nach Erfurt-Ost rollen, umsteigen in den RB 20 und über Weimar nach Leipzig fahren.
Unterwegs wird viel gelacht, gesungen, erzählt.
Großen Dank allen Akteuren für den wunderschönen Pilgertag.
Annemarie Bräuer, Leipzig